Home Navigationspfeil Camp-Blog Navigationspfeil 16. Februar

Hier eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse rund um den Abtransport „UNSERES PAVILLONS“ aus dem Stuttgarter Schlossgarten:

Trotz schriftlichen und telefonischen Kontaktes mit der für die Park-Räumung zuständigen Einsatzleitung der Polizei, bei dem der Abtransport am Folgetag zugesagt wurde, haben am Morgen des 15. Februar Bauarbeiter sich unbefugt am PAVILLON zu schaffen gemacht, ohne dass die Polizei dagegen einschritt. Nur ein beherztes Eingreifen von Beobachtern von außen(Danke!) konnte die Zerstörung des Pavillons verhindern.

Unserem Abbau-team wurde für die Zerlegung des Pavillons von der Polizei eine extrem knappe Frist gesetzt, bis 12 Uhr am Folgetag sollte alles abtransportiert sein. Mit unseren zahlreichen engagierten HelferInnen wäre das eigentlich zu bewerkstelligen gewesen, wäre nicht eine permanente Behinderungsstrategie dazwischengekommen, als deren Quelle sich später das Finanzministerium ( als Verwalter der Landes-Liegenschaften, oberster Dienstherr Nils Schmid) herausstellte.

Zunächst wurde die Abfahrt unseres Transportfahrzeuges schikanös verzögert durch zahlreiche polizeiliche Überprüfungsmaßnahmen. Bei den dabei stattfindenden Telefonaten der Beamten mit sehr hohen Stellen wurde langsam klar, dass es darum ging, uns keinen neuen Standort in Stuttgart zu ermöglichen.

Wir hatten vor 8 Wochen sowohl an Herrn MP Kretschmann, an die Staatsrätin für Bürgerbeteiligung Erler und an Finanzminister Schmid (zuständig für öffentliche Parkanlagen des Landes) die Neukonzeption UNSERES PAVILLONS geschickt, die eine Neuaufstellung im Oberen Schlossgarten- anvisierte. Herr Kretschmann hat bis dato nicht reagiert, die Staatsrätin für Bürgerbeteiligung Erler hat uns von einem Mitarbeiter telefonisch ausrichten lassen, sie sei für derartige Partizipations- Projekte nicht die richtige Adresse, Nils Schmid Ministerium hat kurz vor dem Räumungstermin (nach 8 Wochen) einen ablehnenden Bescheid geschickt mit der Begründung, der Schlossgarten sei eine denkmalgeschütztes Ensemble, außerdem würden wir die Enten auf dem Eckensee mit unserer künstlerischen Installation stören. Diese Begründung ist nach den neuen Ereignissen als Schutzbehauptung entlarvt

Nach dieser Absage haben wir so schnell wie möglich nach einem Ort für eine kurzfristige Zwischenlagerung gesucht, bis wir zu einem späteren Zeitpunkt auf dem "Verhandlungsweg" unser Anliegen umsetzen können: ein prominenter und angemessener Aufstellungsort im Herzen Stuttgarts für die soziale Plastik "UNSER PAVILLON".

Als vorübergehendes "Asyl" haben wir in dieser schwierigen Lage dann die Skulpturenplattform hinter dem Württembergischen Kunstverein für eine vorübergehende Zwischenlagerung anvisiert.

Kurz nach der um eine Stunde verzögerten Ausfahrt stoppte unsere Polizei-Eskorte plötzlich mitten auf der Strasse und wir wurden informiert, dass sich "höhere Stellen" mit uns inzwischen befassten. Nach zahlreichen Telefonaten der Beamten kam dann nach einer weiteren Stunde folgende Information: Wir dürfen mit UNSEREM PAVILLON auf gar keinen Fall auf das Gelände des WKV, das im Besitz des Liegenschaftsamtes ist(zuständiger Minister: Nils Schmid), wir sollten das Stadtgebiet umgehend verlassen. Verantwortliche Stelle für diesen Befehl sei das Liegenschaftsamt, Namen durften uns nicht genannt werden Dass damit der ganze Zeitplan nicht mehr einzuhalten war (inzwischen war es schon nach 12 Uhr) war klar, der Abtransport UNSERES PAVILLONS sollte offensichtlich vereitelt werden.

Wir haben gegen dieses Vorgehen scharf protestiert und den Beamten erklärt, dass wir dennoch unsere Fahrt zum WKV fortsetzen würden. Am WKV angekommen erfuhren wir vom Leiter des Hauses, Hans Christ, dass ihm inzwischen von Seiten des Liegenschaftsamtes telefonisch mitgeteilt wurde, wir dürften auf keinen Fall auf dem Gelände des WKV UNSEREN PAVILLON plazieren mit der Begründung, "ein als sichtbares Symbol des Widerstandes erkennbares Kunstwerk würde hier nicht geduldet".. Daraufhin bot er uns entgegenkommenderweise an, die Einzelteile des Pavillons vorübergehend im Gebäude selbst einzulagern.

Unser Zeitplan war durch diese Taktik inzwischen nicht mehr einzuhalten, bei der zweiten notwendigen Einfahrt in den Schlossgarten wurden wir nicht mehr eingelassen mit der Begründung unserer Ultimatum sei abgelaufen. Nach Telefonaten unsererseits mit dem sog. "Kommunikationsbüro S21" (zuständig für alle Vorgänge rund um die Parkzerstörung) sowie dank der Unterstützung unserer Eskort-Beamten konnten wir das "Ultimatum" dann doch noch verlängern und die Bergung der restlichen PAVILLON-Elemente durchführen.

Wir halten diese Ereignisse für nicht akzeptabel und als eine Überschreitung einer Grenze, die bei allen Demokratisch gesinnten Bürgern die Alarmglocke auslösen muss: Eine Behinderung von Kunst in diesem Ausmaß und mit dieser eindeutig politischen (!) Begründung ist eine neue Dimension der politischen Kultur in Stuttgart. Wir sind daher an einer Klärung dieser Vorgänge interessiert und an einer öffentlichen Debatte über die derzeitigen Veränderung der politischen Kultur in Stuttgart.


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